Freitag, 17. April 2015

Der Beste

Dies ist ein Blogpost, der lange übefällig ist

Es gibt Dinge, die man forciert. Es gibt Dinge, um die man kämpft. Es gibt Dinge, die man sich erarbeitet. Und dann gibt es noch die Dinge, die einfach passieren. Sie laufen dir über den Weg und schon bald weißt du nicht mehr, wo dir der Kopf steht.

Es fing an mit einer simplen Aussage bzw. "Frage": Auf der Internet-Plattform ask.fm war ich schon eine gewisse Zeit lang registriert und ebenso registriert. Es war ein heißer Sommer und ich, mit meinem verschobenen Temperaturempfinden, war froh, einen Ventilator mein Eigen nennen zu dürfen. Auf meiner Startseite fand ich dann eine Person, die sich über die aktuelle Temperatur beschwerte. Dekadent wie ich bin, entschied ich mich, mit meinem Besitz anzugeben, also schrieb ich dieser Person, dass ich einen Ventilator habe und damit auch die aktuelle Wetterlage aushalten kann. Aus diesem Anschreiben entstand eine kurze Unterhaltung. Und nur eine kurze Zeit später trafen wir uns dann, zufällig, am Holstentor.

Die Person, die ich traf, hieß Dennis Lenzer.

Ur-Vertrauen

Als wir uns damals das erste Mal persönlich trafen, umarmten wir uns, so, als wäre es das Selbstverständliche auf der Welt. Als der generelle Gruppenabend langsam zur Neige ging, gingen wir gemeinsam zu einem Döner-Laden am Lübecker ZOB, aßen und teilten uns, eine Anekdote bis heute, eine kleine Coca-Cola Dose. Normalerweise bin ich jemand, der mit den Tiefen seiner Vergangenheit und den verstricktesten Charakterzügen sehr verschlossen und sparsam umging, bevor ich mich jemandem öffnete oder gar Geschichte meines früheren Ichs erzählte. Doch bei dieser Person schien einfach alles anders zu sein. Ich präsentierte ihm die dunkelsten Ecken meines Wesens, jede Einzelheit, als gäbe es nichts, was normaler für mich wäre. Ich fühlte mich dabei weder unwohl noch angreifbar. Ich fühlte mich... gut. Sicher. Verstanden. Ich weiß bis heute nicht, was genau mich dazu verleitet hat oder wieso ich mich nicht davor fürchtete, mich einer bis dato prinzipiell vollkommen fremden Person zu öffnen, aber seit jeher definiere ich es unter einem Namen: 'Ur-Vertrauen'.  Genau dies spürte ich. Als täte ich damit das Richtige.

Terasse-Story

 Dies ist die Geschichte, wie ich meinen besten Freund kennenlernte. Auch wenn dieser Ausdruck eigentlich nur sporadisch die Beziehung zwischen uns ausdrücken kann. Wir haben auch bereits in diesem kurzen Zeitraum so viel durch. So viel Dramen, so viel Glück, so viel Schmerz, so viel Schicksalsschläge, so viel Abenteuer. Ich könnte seitenweise über 'unsere' Zeit schreiben und könnte dennoch nicht den Nerv treffen, den er damals bei mir traf. Niemals.
Er wuchs für mich als eine Vaterfigur heran. Auch, wenn dies eine Rolle ist, die er niemals wollte, so tat er es. Ich schaute zu ihm auf, kämpfe um ihn, buhlte um seine Anerkennung. All die Abende und das, was an diesen passiert ist, könnte Romane füllen, aber im Endeffekt zählt das, was ich in meinem Herzen trage.

Nicht perfekt - und daher genau richtig

Ich mache viele Fehler. Schon immer, auch immer noch, auch ihm gegenüber. Und trotzdem weiß ich, dass er mich liebt. Weil er trotz allem stolz auf mich ist. So wenig ich bis heute auch erreicht oder geschafft habe. Ich weiß, was ich an ihm habe, ebenso, was ich nicht an ihm habe. Aber so wie es ist, ist es genau das, was ich brauche. Genau das, was ich möchte. Natürlich gibt es auch Tage, an denen ich mir tagelang über ihn die Haare ausraufen könnte. An denen ich ihn verfluche und zum Teufel scheren möchte. Aber in allem, was er macht, in allem, was er sagt, in allem, was er tut, macht er genau das, was mein Wesen, mein Charakter und auch meine Art braucht.
Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, auch in meinem Freundeskreis, die ihn für das verurteilt, was er tagein, tagaus tut, aber auch für einmalige Dinge, die mal passiert sind. Aber diese Personen haben mit ihm nicht das erlebt, was ich erlebt habe. Nicht die selben Emotionen gefühlt. Nicht die selben Erinnerungen geteilt. Zu sagen, es bestände ein tiefgreifende Bindung, wäre nicht nur maßlos untertrieben, sondern schon fast despektierlich in Anbetracht dessen, wie die Realität aussieht. Es ist mehr. Mehr als Worte, Text, Gestik, Geschichte und auch das Leben jemals ausdrücken könnten. Außenstehend ist es vielleicht nicht nachvollziehbar, vielleicht sogar unverständlich oder stupide. Aber im Endeffekt ist nicht entscheidend, was andere denken, sondern das, was man fühlt, sieht, spürt. Lebt. Und bezüglich dessen ist es das Beste. Ist er das Beste.
Auf ewig.