Sonntag, 20. Januar 2013

Ein Jahr Lübeck - Reflexion

Hallo, Hi und Willkommen,

auch wenn dieser Post nun einen Tag zu spät kommt, ist er auf jeden Fall notwendig. Denn gestern vor einem Jahr wurde mein Umzug nach Lübeck vollzogen. Somit bin ich jetzt ein Jahr in Lübeck, ein Jahr, in dem sich mein gesamtes Leben umgekrempelt hat und ich mich persönlich sehr weiterentwickelt habe.

Aller Anfang ist schwer - dachte ich zumindest

Bevor ich damals am 19. Januar fest nach Lübeck zog, wohnte ich 4 Monate in einer Jugendherberge, da ich keine Wohnung fand. Ich bin ja damals im Jahre 2011 mit 17 von zu Hause weg 'geflüchtet', wenn man es so nennen mag, und kam in die mir völlig fremde Stadt Lübeck, wo ich niemanden kannte. In diesem Alter plötzlich auf sich alleine gestellt zu sein ist definitiv kein einfaches Unterfangen, doch direkt 80 Kilometer von der Familie auf sich alleine gestellt zu sein, an einem Ort, in dem man völlig alleine ist, in einer Jugendherberge wohnt und mit diesen Konstellationen auch noch seine Schulbildung weiterverfolgen muss, dann ist dies ein Umstand, den nicht viele nachvollziehen können.
Die Zeit in der Jugendherberge war definitiv nicht einfach, so dass ich sehr froh war, als ich im Januar endlich einen Vorstellungstermin in einer Wohngemeinschaft bekam. Ich telefonierte damals mit meinem Vormieter, der dann aber an diesem Abend garnicht da war, so dass ich nur auf meine zukünftigen Mitbewohner treffen sollte, Jimmy und Sam. Ich muss sagen, dass das mit uns Dreien eine Liebe auf den ersten Blick war. Die Atmosphäre war für mich und meine Verhältnisse direkt ansprechend und vorallem die Beiden machten auf mich einen sehr sympathischen Eindruck. Dass ich mich dabei darauf einließ, dass wir ab diesem Zeitpunkt die Chaos-WG Lübecks sein sollten, wusste ich natürlich noch nicht.
Obwohl mein Mietvertrag erst am 1. Februar begann, durfte ich vom Vermieter aus bereits einziehen sobald ich kann, da das Zimmer schon leer stand. So packte ich mir ein paar Sachen und exakt am 19. Januar zog ich dann "ein". Ich habe es in Anführungsstrichen gesetzt, da meine Zimmerausstattung damals lediglich aus einem Schlafsack und meiner Tasche bestand, doch kurz darauf kamen dann auch meine Möbel per kleinen Umzugwagen an, den meine Oma gechartert hatte.

Mit Jimmy und Sam habe ich mich von Anfang an super verstanden. Das war ein neues Gefühl für mich. Zu Hause hatte ich niemanden, absolut niemanden. Nicht mal wirklich meine eigene Familie. Doch Lübeck war anders. Durch meine Mitbewohner und die Freunde, die so in der Wg vorbeischauten, kam ich natürlich direkt hier und da zu Treffen. Durch Freundes-Freunde neue Leute kennenzulernen ist natürlich etwas Normales, nur hätte ich niemals erwartet, dass ich direkt überall aufgenommen würde. Doch es dauerte vielleicht 2, 3 Monate, da war ich bereits Teil eines wirklich tollen Freundeskreises, in dem ich mich sofort integrierte, wo man mich sofort mochte. Das war definitiv nicht das, was ich mir erhofft hatte, insofern war ich natürlich sehr positiv überrascht. Und so nahm alles seinen Lauf.

Neues Leben, neues Glück

Es ist natürlich nicht so, dass alles perfekt lief. Wenn ich auf das Jahr zurückblicke, dann gibt auch viele Momente, die mich wehmütig werden lassen. Doch in Relation zu meinem alten Leben, war Lübeck ein wahrer Glücksgriff. Ich habe so viele Leute gefunden, die mich so schätzen, wie ich bin. Und denen ich helfen und sie zum Lachen bringen kann. Ich habe es direkt geschafft, nicht einer von vielen zu sein, sondern etwas Besonderes. Erst die ganzen Hüx-Treffen, bis wir zum HT umstiegen und ich irgendwann beschloss, die Treffen nicht mehr dem Zufall zu überlassen und jede Woche einmal, somit jeden Freitag, ein geplantes Treffen zu organisieren.
Ich wurde Zuhörer, Hobbytherapeut. Jemand, an dem man sich wenden kann, wenn man jemanden zum Reden braucht. Ich wurde zum Alleinunterhalter. Zu jemanden, der die Stimmung anheizt und jedes Mal wieder mit den verrückttesten Dingen überrascht.
Insgesamt kommt es mir deutlich länger als ein Jahr vor, dass ich hier in Lübeck verbrachte. Denn eigentlich reicht ein Jahr garnicht aus, um an den Punkt zu kommen, an den ich nun stehe. Gleichzeitig, auch wenn das paradox und kontrovers erscheinen mag, war das Jahr viel zu kurz. Ich hätte es mir deutlich länger gewünscht, um die ganzen tollen Momente mit euch Lübeckern noch mehr genießen zu können. Doch dafür habe ich noch viele Jahre, die vor mir liegen.

Ich habe mir auch noch vorgenommen, einen kleinen, eigenen Absatz für Jimmy zu schreiben. Wie oben für alle, die von ihm noch nicht wissen, zu lesen ist, war er einer meiner beiden Mitbewohner. Doch schon in den ersten Wochen wurde klar, dass er viel mehr als das ist. Man müsste ihn wohl als 'besten Freund' klassifizieren, doch für mich reicht dieser Begriff nicht aus. Selbst Seelenverwandter trifft es mich nicht genug. Es gibt keinen Menschen auf dieser Erde, mit dem ich mich so gut identifizieren konnte, der soviele Paralellen zu mir in seiner Vergangenheit hat, bei dem ich mich so gut öffnen könnte. Dieser Kerl weiß Dinge über mich, da würden die meisten den Kopf schütteln, und nur er weiß sie. Und ebenso weiß ich exklusiv Dinge über ihn, die er sonst niemals aussprechen würde. Es fühlte sich von Anfang an so an, als würden wir uns beide bereits Ewigkeiten kennen.
Wir haben bereits viel durchgemacht, dabei war dieses Jahr gerade erst der Anfang. Ich weiß, dass sich an seiner Art die Geister scheiden. Ich sage nicht, dass ich immer verstehe was er tut, aber wahre Freundschaft sitzt viel tiefer. Und ich glaube nicht, dass wirklich irgendjemand die Bindung, die er und ich haben, nachvollziehen kann. Ich weiß, dass das jeder von seiner besten Freundschaft sagt und es ist mir auch egal, ob man mir glaubt. Mir ist lediglich wichtig, es ausgesprochen zu haben.

Fazit, Abschluss, Aussicht

Mit 17 in einer fremden Stadt ein neues Leben zu beginnen, ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Doch die Menschen dieser Stadt und auch ich selbst haben ihren Teil dazu beigetragen, dass ich nicht nur ein neues Leben führen konnte, sondern auch ein ganz anderes Bild von mir habe. Ich danke euch allen dafür, für all das, was ihr mir gegeben habt. Und dafür, was ich euch jeden Tag geben kann. Und wenn auch nur eine Person diese Wall of Text in sich hineinquält, so bin ich glücklich.

Ein Jahr Lübeck ist nun vorbei, ich hoffe, dass viele weitere folgen werden. Ein Hoch darauf, ihr Idioten, denn ich liebe euch. 

Mittwoch, 16. Januar 2013

Mal etwas anderes - oder - Den Horizont erweitern

Aloha liebe Leserschaft,

anstatt jedes Mal einen gesellschaftlichen Umstand anzukreiden, dachte ich mir, dass ich doch den Spektrum meines Blogs erweitern und auch über den Tellerrand der Gesellschaftskritik hinausschauen könnte. Im Klartext heißt das, dass ich nun auch mal persönlicher und auf mein eigene Person und Leben eingehend schreiben werde, zumindest in gewissen Abständen. Ich weiß nicht, ob das im Endeffekt sowohl einen positiven Effekt für mich als auch einen guten Lesestoff für euch, als Leser, haben wird, aber zumindest als Pilotprojekt ist es einen Versuch wert.

Jetzt, sozusagen, aufgesetzt einen Text vor mich hinzuschreiben ist natürlich alles andere als authentisch und sinnvoll, insofern halte ich diesen Anfang klein. Wie bereits obig angedeutet, noch habe ich kein richtiges Konzept beziehungsweise eine Ahnung davon, wie es im Endeffekt laufen wird. Doch es ist schön, nicht immer berechnend an alle Dinge heranzugehen sondern, wie hier, auch mal improvisierend und spontan zu agieren.

Der Tag (und was ihn ausmachte)

Der heutige Tag war ein großes Mischmasch und eine wahre Achterbahnfahrt. Auch wenn diese Komplexität von Gefühlen nur schwerlich in einer Ordnung aufzufassen sind, versuche ich die heutigen Ereignisse als Novum einfach mal nach den Kritieren positiv und negativ einzuordnen

Dinge, die positiv waren:
  • Mr. Molkentin hat sich zu etwas überwunden, was er eigentlich schon hätte deutlich früher tun sollen
  • Zigaretten
  • Jimmy
  • Zora (und unser 'Kunstprojekt')
  • Pep Guardiola wird ab nächster Saison Trainer des FC Bayern 
Dinge, die negativ waren:
  • Die Filme 'Monster' und 'Vergiss mein nicht' haben eine nicht unbedingt schöne Wirkung auf den Kopf
  • Bis jetzt noch nichts gegessen
  • Träume/Harte Nacht
  • Immernoch kein neues Geld für den Monat
  • Keine Antwort auf eine Bewerbung

Dazu kommen noch kleinere Nickrichkeiten auf der einen und anderen Seite, die im Endeffekt alle zusammen im Gesamtpaket zu einem sehr wilden Gefühlsstrudel führten.
Naja, im Nachhinein ist dieser Post dann doch etwas länger geworden als gedacht, nevermind, Schreiben tut der Seele gut. (Und Anglizismen sind tight)

Bis zum nächsten Blogpost, Freunde der Tiefsee!

Sonntag, 13. Januar 2013

Nazi-Komplex

Hallo liebe Lesergemeinschaft,

Wer die Fähigkeit des Lesens besitzt und registriert, dass es sich bei dem jetzt Gelesenen um Text handelt, der wird bemerken, dass ich wieder schreibe.
Ich entschuldige mich dafür, dass aufgrund persönlicher Gründe und einer Schreibblockade so lange nichts von mir zu hören war. Ich habe einige Male versucht, gewisse Thematiken anzuschneiden, doch brach diese dann vorzeitig ab, da mir einfach der Kopf und die lyrische Kreativität fehlten, ebenso wie die gedankliche Moral mich kritisch mit Dingen auseinanderzusetzen.
Heute habe ich mich aber allem Gegenwind zum Trotze entschieden, wieder etwas zu schreiben, sonst würde ich das Projekt "Blog" ja bereits vorzeitig in den Sand setzen, was insofern schade wäre, da es mich persönlich bereichert und mir Spielraum und Zeit zum Entfalten gibt, andererseits aber auch einige Leser anspricht, die sich mit meinen Gedankengängen identifizieren können und ihre eigenen Ideologien mit meinem Zusatz assoziieren lassen. Diese Art von Reflexion und Reaktion ist das höchste Gut eines jeden Autors, insofern ich mir ein Herz fasse und mal wieder einen gesellschaftlichen Kontext kritisch beleuchte.

Wie bereits in einem anderem Beitrag von mir möchte ich auch hier noch einmal ausdrücklich klarstellen, dass ich mit meiner Meinung niemanden persönlich in seiner menschlichen Würde herabsetzen oder beleidigen möchte. Ich teile lediglich, teils polemisch und provokant, meinen Standpunkt mit. Ich akzeptiere jede andere Meinung und Ideologie, möchte mit meiner Provokation lediglich zum Nachdenken anregen, weshalb jede Form lyrischer und moralischer "Undinge" bitte als Stilmittel zu betrachten sind.

Nachkriegszeit - Immernoch 'aktiv'?

Ich denke, dass jedem klar ist, was ich mit dem Nazi-Komplex meine, dennoch werde ich es zur Verständlichkeit noch einmal erklären. Dieser Komplex ruft in den Köpfen der Deutschen hervor, dass sie sich immer noch für die Ereignisse aus dem zweiten Weltkrieg schämen und rechtfertigen. In Fakten ausgedrückt heißt das zum Beispiel, dass wir jedes Jahr viele Millionen an Israel zahlen in Anbetracht der Opfer, die das jüdische Volk durch "unseren" Krieg leisten musste.
Dass dies ein Prozess und Status der Nachkriegszeit ist, ist natürlich selbstverständlich. Doch jetzt, mehr als ein halbes Jahrhundert später, scheint es so, als müsste jeder Deutsche, egal wann er geboren wurde, Sorge und Schuld für die Ereignisse des WKII tragen. Und dieses "System" verurteile ich auf's Schärfste.

Nazi-Komplex und Gegenbeispiele

Ich möchte damit nicht im Ansatz die Ereignisse, die im Zuges des Krieges passierten, schlichten. Der Genozid, der Völkermord und die Vertreibung ganzer Kulturen sind Fixpunkte in der deutschen Geschichte, die wir immer in Erinnerung halten müssen.
Doch ist es wirklich heutzutage noch nötig, unser Verhalten deswegen einzuschränken, sodass uns Tätigkeiten untersagt sind, die in anderer Herren Länder Gang und Gäbe ist?

Was ich damit sagen möchte versuche ich anhand von Beispielen darzulegen. Im Vorraus sei gesagt, dass ich hier niemals versuche Dinge auf einer Wellenlänge zu vergleichen oder Paralellen zu ziehen, das wäre menschenunwürdig für Opfer der verschiedenen Tragödien. Worauf ich hinaus will: Wir alle kennen ja den 'American Way of Life' und seinen allgegenwärtigen Patriotismus. Doch kennen wir auch alle die dunklen Seiten der Vereinigten Staaten, wie z.B. der Vietnam-Krieg, ein Stellvertreterkrieg um die Russen und ihren Kommunismus zurückzudrängen, bei dem Zivilbevölkerung z.B. mit Napalm höchst schrecklich verletzt wurde. Und trotzdem dürfen sich die Soldaten von früher als Kriegshelden hinstellen. Ich weiß, dass es für die Soldaten der USA nicht schön gewesen sein musst und sie den Krieg sicherlich auch nicht alle befürworteten, es geht mir eher um den Fakt der Toleranz trotz der schrecklichen Dinge, die passierten.
In Amerika ist es normal, dass überall Flaggen des eigenen Landes zu sehen sind, so wird auch nach jedem Schultheaterstück die Flagge als ein riesiges Banner heruntergerollt während die Nationalhymne läuft. So wird den Kindern in der Elemental School ein Schwur auf ihr Land abverlangt. 
Wenn man in Deutschland Dinge dieser Art tun würde, würde man direkt als Nazi tituliert werden. Während unsereins all diese Dinge missbilligt werden, ist es anderorts ganz normales Tagwerk. DAS ist es, was ich kritisiere.
Oder auch die jährlichen Zahlungen an Israel. Ich verstehe natürlich, dass man Wiedergutmachung beim hebräischen Volk leisten möchte, aber muss man dafür heute noch Millionen von Euros in den Wind schießen an ein Land, dass während des Krieges eigentlich garnichts "abbekam"? Ich halte das nicht für sinnvoll. 

Fazit

Meiner Meinung nach müssen wir uns in unseren Köpfen davon lösen, uns immernoch für die Taten unserer "Vorfahren" zu rechtfertigen, gleichzeitig müssen uns aber auch die anderen Kulturen endlich als etwas anderes sehen als die Nazis von damals. Wenn man z.B. ein bekanntes, deutsches Video auf Youtube hat, dann wird irgendwann in den Kommentaren immer über 'Nazi-Deutschland' diskutiert. Ich finde dieses gesamte Verhalten nicht gerecht, weiß ich dennoch, dass dieser Status Quo wahrscheinlich noch Jahr(zehnt)e anhalten wird. Und genau das bedauere ich sehr.